Letztes Wochenende war ich privat in Stockholm; eine Stadt, die wirklich viel zu bieten hat! Auch wenn ich nicht geschäftlich unterwegs bin gelingt es mir nicht, den Hochzeitsplaner in mir auszuschalten: Ich halte überall Ausschau nach tollen Locations und Photospots. Und davon hat Stockholm zur Genüge – erstere fand ich zum Beispiel auf den vielen Eventschiffen, letztere im Freilichtmuseum Skansen. Schnell war für mich klar: Stockholm ist eine tolle Stadt für eine Hochzeit. Wieso ich trotzdem davon absehe, euch dazu zu raten, das möchte ich in diesem Blogbeitrag erläutern und damit auch einmal ein paar kritische Worte zu den sonst so hochgelobten und als Trend propagierten Destination Weddings verlieren. Die „Pro’s“ für eine Destination Wedding liegen schliesslich auf der Hand: Die Hochzeit im Ausland wird automatisch ein Mini-Urlaub und statt eines Abends verbringt man oft mehrere Tage mit der Hochzeitsgesellschaft. Der Alltag und die damit verbundenen Pflichten sind weit weg – ideale Grundvoraussetzungen für eine ausgelassene Feier. Und natürlich sucht man sich für die Hochzeit im Ausland auch ein besonders schönes Flecklein aus! Längst nicht alle Gäste freuen sich aber über die Einladung zur Auslandhochzeit und das aus gutem Grund – lasst mich hier einmal „Wedding Crasher“ spielen und euch die „Contra’s“ auflisten:
Kosten
Mag sein, dass die Kosten für das Brautpaar im Ausland je nach Destination kleiner sind: Für die Gäste sind die Aufwendungen um ein Vielfaches höher! Wäre die Hochzeit irgendwo in der Nähe, wären die Kosten überschaubar: Geld wird ausgegeben für das Geschenk und allenfalls ein neues „festliches“ Outfit. Im Ausland kommt aber noch so einiges dazu: Anreise per Flug, Zug oder PW, Hotel, ev. Mietwagen…Es gibt Gäste, die gleich ihr gesamtes Ferienbudget investieren müssen, um an der Hochzeit teilnehmen zu können, denn in den seltensten Fällen ist das Brautpaar gewillt bzw. in der Lage, sich als echter Gastgeber zu erweisen und auch für diese Kosten aufzukommen!
Zeitaufwand
Meine langjährige Erfahrung als Hochzeitsplanerin zeigt: Je kompakter das Programm, umso zufriedener die Gäste. Zeitnot ist eine akutes Problem unserer Zeit, an dem fast alle leiden – das Wochenende möchte man am liebsten auf seine Art und Weise und nicht nach einem vordiktierten Programm verbringen! Nicht jeder Gast wird sich deshalb über eine 3-tägige Hochzeit freuen – vor allem Eltern nicht, die entweder gezwungen sind, den Nachwuchs mit auf die Reise zu nehmen oder ihn tagelang in fremder Obhut zu lassen…
Sprachliche und andere Barrieren
Nicht alle werden die Sprache des Gastlandes sprechen und nicht alle können damit gleich gut umgehen. Dazu kommt die Angst vor der fremden Kultur – es gibt Leute, die freiwillig nie ins Ausland reisen würden! Wenn sie also an der Auslandhochzeit teilnehmen, dann tun sie das nur sehr widerwillig!
Organisation und Koordination
Die Hochzeitsplanung ist schon bei einer Hochzeit in der Nähe kein Kinderspiel – ich bin damals Hochzeitsplanerin geworden weil ich an zu viel schlecht geplanten Hochzeiten teilgenommen habe! Im Ausland wird aus der Kunst eine richtig hohe: Woher will man wissen, ob die engagierten Hochzeitsdienstleister tatsächlich halten, was sie versprechen? Punkto Verlässlichkeit ticken im Ausland die Uhren oft anders! Dazu kommt die Herausforderung der Koordination der Hochzeit: Vom Moment des Reiseantritts an sollten die Gäste richtig gut betreut sein und sich um nichts – wirklich nichts! – kümmern müssen. Ein Ansprechspartner, der Tag und Nacht bereitsteht, ist hier zwingend! Und nein, weder Braut noch Bräutigam können diesen Job übernehmen – die haben anderes zu tun! Es sollte jemand sein, der sich vor Ort gut auskennt, die Landessprache genau so fliessend wie diejenige der Gäste spricht und auch Brückenbauer bei kulturellen Differenzen sein kann!
Klimaemissionen
Last but not least: Klimafreundlich ist die Hochzeit im Ausland ganz und gar nicht! Und selbst wenn dies dem Brautpaar egal ist – gut möglich, dass es Gäste einlädt, die anders denken. Solche, die aus gutem Grund auf Flugreisen verzichten und stattdessen Urlaubsorte in der Nähe bevorzugen – und jetzt sollen sie ausgerechnet für eure Hochzeit Klimaemissionen verursachen, deren Kompensation nur mit monatelangem Fleischverzicht oder anderen einschneidenden Massnahmen wieder wettzumachen wäre?
Wer nach all diesen Einwänden immer noch überzeugt davon ist, im Ausland heiraten zu wollen, für den gibt es einfach gar keine andere Option. Weil man sich in die Reisedestination bereits unsterblich verliebt hat und sich keine andere vorstellen kann. Fair enough – dann aber bitte auch nicht böse sein, wenn nicht alle Gäste der Einladung folgen! Oder – noch besser – diesen die Wahl lassen, indem man grad zu zwei Events einlädt: Zur Ziviltrauung mit anschliessendem ausgiebigem Apéro in der Heimat und zur Feier im Ausland. So wird niemand ausgeschlossen und alle können mit dem Brautpaar anstossen!