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Am Ende des Weges

3. Mai 2022

Ein befreundeter Pfarrer hat mir vor Jahren einmal gesagt, dass er viel lieber Abdankungen als Hochzeiten mache: Sie seien viel dankbarer. Damals hatte ich noch keine Erfahrung in der Gestaltung von Gedenkfeiern und konnte ihn nicht verstehen. Heute schon. Damit wir uns recht verstehen: Meine Arbeit als Hochzeitsplanerin und Trauungsgestalterin erfüllt mich mit nach wie vor mit viel Freude; es ist sehr schön, zwei Menschen zu begleiten, die ihre Liebe feiern und vor ihren Liebsten zueinander „Ja!“ sagen wollen. Und ich empfinde sie auch als dankbar; ich bekomme jeweils viel positives Feedback – nicht nur vom Brautpaar, sondern auch von den Gästen. Oft ergibt sich aus einer Hochzeit eine weitere und es ist immer wieder schön, bekannte Gesichter wiederzusehen oder zu hören, dass mich jemand weiterempfohlen hat.

Die Abschiede, die ich bis jetzt begleiten durfte, sind allesamt auch aus persönlichem Kontakt entstanden: Von Eltern, deren Kinder ich getraut habe und die überzeugt waren, dass ich auch die richtigen Worte finde wenn ein Weg zu Ende geht. Aber auch von einer ehemaligen Braut, die durch einen tragischen Unfall viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde: Hier war es die Mutter, die überzeugt war, dass ich die richtige sei, die Gedenkfeier zu gestalten. Ich hatte an der Trauung erzählt, wie die Tochter ihren Weg begonnen, wie sie ihren Mann kennengelernt und sich mit ihm auf die gemeinsame Reise durchs Leben begeben hatte. Es war nun an mir, die Geschichte weiterzuerzählen: Bis zum Ende. Und auch das ist schön: Zurückblicken zu können auf ein reichhaltiges Leben, auch wenn es zu kurz war. Eine Geschichte zu Ende erzählen zu können und damit auch den Trauernden zu ermöglichen, abzuschliessen und gleichzeitig den Raum zu öffnen: Für Erinnerungen und Dankbarkeit.

Viele Menschen sind heute nicht mehr in der Kirche oder äussern explizit den Wunsch, auf eine kirchliche Abdankung zu verzichten. Das bedeutet aber nicht, dass auf eine Gedenkfeier verzichtet werden muss: Sie ist meiner Ansicht nach ein wichtiger, ja unerlässlicher Bestandteil der Trauerarbeit. Sie kann fast überall stattfinden und sollte so individuell sein wie der Mensch, dessen Weg zu Ende gegangen ist. Und ich finde es schön, wenn man danach zusammen auf diesen anstossen kann und darauf, dass er zwar nicht mehr unter uns, aber immer noch in unseren Herzen ist. An Hochzeiten ist immer viel Liebe in der Luft aber ganz ehrlich: An Gedenkfeiern noch viel, viel mehr.

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